Rauchfreie Flucht- und Rettungswege dank RDA Anlage
Brände haben eine immense, zerstörerische Kraft. Sie können Landschaften kilometerweit verwüsten und ganze Gebäude zu Fall bringen. Zudem zeichnen sie sich durch ihre Unvorhersehbarkeit aus, was dazu führt, dass viele Menschen durch ihr plötzliches Auftreten überrascht werden und den Flammen oft nur schwer oder gar nicht entkommen können. Dennoch stirbt ein großer Teil der Brandopfer nicht an Verbrennungen, sondern aufgrund von Lungenkomplikationen, die durch den Brandrauch ausgelöst werden. Dieser enthält giftige Substanzen, die durch das Einatmen in die Lunge gelangen und deren Oberfläche beschädigen.
Menschen, die einem solchen Inhalationstrauma zum Opfer geworden sind, spüren entweder unmittelbar oder auch oft erst nach drei bis fünf Tagen eine Veränderung ihrer Lunge. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass die Sauerstoffaufnahme und der Sauerstoffaustausch erheblich beeinträchtigt oder gar nicht mehr möglich sind.
Brandkatastrophe im Grenfell Tower: Inferno und Sicherheitsversagen im Fokus
Im Jahre 2017 kam es im Londoner Stadtviertel North Kensington zu einem der größten Feuer des Landes seit über hundert Jahren, bei dem mehr als 72 Menschen starben. Der Grenfell Tower, der damals von rund 600 Menschen bewohnt wurde, fiel in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni den Flammen nahezu komplett zum Opfer. Ursache dafür war ein technischer Defekt eines Kühlschranks, welcher folglich zu einem Schwefelbrand führte. Aufgrund der leicht entzündlichen Fassade griffen die Flammen binnen weniger Minuten auf das ganze Hochhaus über. Doch wie konnte es zu einer solchen Katastrophe kommen? Einer der Gründe war, dass die Brandschutztüren des Gebäudes nicht ihre Funktion erfüllten. Viele von ihnen ließen sich nicht richtig abschließen oder mussten von den Einsatzkräften aufgebrochen werden. Zudem wies das Entrauchungssystem des Gebäudes erhebliche Fehlfunktionen auf. Diese wurden bereits eine Woche vor Ausbruch des Feuers festgestellt, sind aber nicht behoben worden.
Neben den zahlreichen technischen Mängeln gab es auch Sicherheitslücken im Baumanagement, zu denen unter anderem das Zuparken der Feuerwehrzufahrten, die Vermüllung der Anlage oder eine unzureichende Brandverhütungsschau zählten. Auch den Sicherheitskräften wurde eine schlechte Koordination des Brandereignisses vorgeworfen. So kam es seitens der Feuerwehr zu Fehleinschätzungen der Situation, widersprüchlicher Kommunikation untereinander und unklaren Anweisungen an die Bewohner. Beispielsweise wurden diese dazu aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben, da sie dort angeblich sicherer wären. Dies verhinderte jedoch eine sichere Evakuierung der Menschen. Je mehr Zeit verstrich, umso weniger war eine Flucht durch das verrauchte Treppenhaus möglich. Wäre eine voll funktionsfähige RDA Anlage im Gebäude verbaut gewesen, hätten die Bewohner noch 90 Minuten nach Austritt des Brandes flüchten können.
Was genau ist eine RDA Anlage?
Grundsätzlich ist eine Rauchschutzdruckanlage eine spezielle Brandschutzeinrichtung in Gebäuden, um im Brandfall die Flucht- und Rettungswege rauchfrei zu halten. Dies ermöglicht sowohl die Evakuierung von Personen als auch den Einsatz der Feuerwehr über längere Zeiträume hinweg. Die Rauchfreihaltung wird erreicht, indem in diesen Bereichen ein höherer Luftdruck als in den angrenzenden Brandabschnitten erzeugt wird.
Eine RDA Anlage besteht typischerweise aus Ventilatoren, Luftkanälen, Steuer- und Regelungseinrichtungen sowie Rauchmeldern und manuellen Auslöseeinrichtungen. Die Anlage ist in der Regel mit der zentralen Brandmeldeanlage des Gebäudes verbunden.
Wann kommen RDA Anlagen zum Einsatz?
Das Brandschutzkonzept eines jeden Gebäudes legt spezifische Schutzziele fest, um die Rauchentwicklung in Flucht- und Rettungswegen zu regulieren. Abhängig von der Nutzung und Höhe des Gebäudes variieren die Anforderungen an den gesetzlich vorgeschriebenen zweiten Rettungsweg. Bei niedrigeren Gebäuden besteht dieser meist aus einem Treppenhaus und den von der Feuerwehr im Brandfall eingesetzten Leitern. In höheren Gebäuden hingegen sind zwei separate Treppenhäuser für die Flucht und Rettung vorgesehen. In einem Brandfall ist es nicht erforderlich, dass diese Treppenhäuser vollständig rauchfrei sind, es ist hierbei ausreichend, wenn sie entraucht werden können. Falls jedoch nur ein baulicher Rettungsweg möglich ist, sei es aufgrund der Gebäudehöhe oder der Unzugänglichkeit für Feuerwehrrettungsgeräte (z. B. Drehleiter), muss ein Sicherheitstreppenraum vorliegen, der im Brandfall rauchfrei bleibt. Um einen optimalen Brandschutz gewährleisten zu können, muss außerdem sichergestellt sein, dass alle Fluchttreppenhäuser in jedem Stockwerk einen Vorraum besitzen.
Feuerwehraufzüge (FWA) hingegen sind so konzipiert, dass sie im Brandfall hauptsächlich nur vom Feuerwehrpersonal bedient werden können. Sie besitzen eigene Fahrschächte, die es den Einsatzkräften ermöglichen, schneller – mit ihren teils schweren Gerätschaften – zu den betroffenen Stellen zu gelangen und gewährleisten eine effizientere Evakuierung der Brandbeteiligten. Ähnlich wie bei den Sicherheitstreppenhäusern sollte auch hier in jedem Geschoss eine Haltestelle mit einem Vorraum vorhanden sein.
RDA Anlagen finden genau hier häufig Anwendung und kommen an Orten zum Einsatz, an denen herkömmliche Entrauchungssysteme nicht ausreichend oder praktikabel sind, wie beispielsweise in Hochhäusern, Krankenhäusern, Einkaufszentren oder anderen öffenltichen Gebäuden. Auffindbar sind derartige Anlagen vorwiegend in Bereichen wie Schleusen, Fluren, Fluchttunnel, aber auch in den bereits beschriebenen Sicherheitstreppenräumen und Feuerwehraufzügen.
Wie funktioniert die Rauchfreihaltung durch RDA Anlagen?
Rauchschutzdruckanlagen sind durch den Koppler mit der Brandmeldezentrale verknüpft. Kommt es zu einer Aktivierung der RDA Anlage im Brandfall, spricht man von einer Auslösung. Grundsätzlich kann die Anlage entweder über einen Handauslösetaster oder über Rauchmelder, welche in den Nutzungseinheiten platziert sind, ausgelöst werden.
Im ersten Fall führt eine Aktivierung zum Start der TSA (Treppenspüllüftungsanlage) und das Treppenhaus wird mit Luft durchströmt. Dies geschieht unabhängig von den Funktionsbereichen. Rauchmelder hingegen übermitteln ein Signal an die BMA (Brandmeldeanlage), die mit den Kopplern im Schaltschrank verbunden ist. Löst sich ein Rauchmelder aus, fällt somit ein Kontakt im Schaltschrank ab und das dazugehörige Entrauchungsszenario startet. Grundsätzlich weist die Anlage durch das Auslösen der Rauchmelder und des Handauslösetasters die gleiche Funktionsweise auf. Um jedoch besser nachvollziehen zu können, wie beide Auslösearten der RDA Anlage funktionieren, wird im Folgenden das Szenario durch die Bestätigung des Tasters hervorgerufen. Kommt es zu einer Aktivierung durch den Handauslösetaster, öffnet sich zuerst die Zuluftklappe sowie die auf dem Treppenhausdach befindliche Lichtkuppel. Im Anschluss startet ein Zuluftventilator, der Frischluft in das Gebäude bläst. Diese durchströmt den Treppenaufgang und entweicht durch die Kuppel. Dadurch entsteht ein geregelter Überdruck. Wird schließlich ein Rauchmelder in einem der Funktionsbereiche ausgelöst, detektiert dies die BMA und leitet die Signale weiter. Das führt dazu, dass sich die in der betroffenen Einheit befindlichen Entrauchungsklappen öffnen und dort eine Druckdifferenz gegenüber dem Treppenhaus entsteht.
Öffnet eine flüchtende Person nun in der Zwischenzeit eine Tür zur Schleuse und dem Treppenhaus, wird der Vorraum aufgrund der Druckdifferenz mit Luft durchströmt und die Rauchgase werden zurück in den Nutzungsbereich gedrückt und ins Freie abgeführt. Dies kann beispielsweise über den Abluftschacht oder über Fassadenfenster erfolgen und durch Abluftventilatoren unterstützt werden. Druckregelventile sorgen dann dafür, dass in den anderen Bereichen, die nicht betroffen sind, ein ähnlicher, wie im Treppenhaus vorherrschender, Druck entsteht. So kann sichergestellt werden, dass alle Fluchtwege im Treppenhaus komplett rauchfrei gehalten werden.
Staatliche Richtlinien für effektive Brandschutzanlagen
Die Konzeptionierung von Brandschutzanlagen unterliegt zahlreichen Richtlinien, von denen im Folgenden die wichtigsten genannt werden. Kommt es im Falle eines Brandes zu einer Auslösung, muss sichergestellt sein, dass die Anlage nach spätestens 120 Sekunden betriebsbereit und voll wirksam ist. Des Weiteren muss sie so reguliert sein, dass beim Öffnen der Türen innerhalb von 3 Sekunden eine durchschnittliche Durchströmungsgeschwindigkeit von 2 m/s an den Türen gemessen wird. Bei den FWA hingegen muss diese lediglich 0,75 m/s betragen. Zudem muss das System so parametriert sein, dass die maximale Öffnungskraft der Türen nicht mehr als 100 Newton beträgt, da sowohl schwache Menschen als auch kleine Kinder den Fluchtweg problemlos nutzen können müssen. Außerdem muss die RDA Anlage bei Stromausfall für mindestens 90 Minuten uneingeschränkt funktionsfähig bleiben. Das setzt voraus, dass sie an eine unabhängige Stromversorgung wie beispielsweise eine Sicherheitsstromversorgungsanlage angeschlossen ist.
Bezüglich der Ventilatoren sind diese so auszulegen, dass eine Luftdurchströmung der Bereiche unabhängig vom Wetter möglich ist. Kommt es zum Beispiel zu Windstaudruck auf ein Abströmfenster, kommt der Ventilator nicht dagegen an. In diesem Fall muss dann für eine Ableitungsoption der Luft gesorgt werden, die entweder vollkommen unabhängig von der Windrichtung ist oder sich beispielsweise an einer anderen Gebäudeseite befindet.
Orientierungsrahmen für einheitliche Bauvorschriften
Beim Einbau von Brandschutzanlagen müssen diverse Rahmenbedingungen beachtet werden, an denen sich orientiert werden sollte. Eine von ihnen ist die Musterbauordnung. Sie ist ein gesetzliches Regelwerk, das sich mit den grundlegenden Anforderungen für Bau und Nutzung von Gebäuden befasst und als Muster für die Landesbauordnungen der einzelnen Bundesländer gilt. Sie liefert insbesondere Empfehlungen und Orientierungen in Bezug auf Brandschutztechnik, Sicherheit und Barrierefreiheit, ist jedoch keine verbindliche Regelung.
Eine weitere Orientierung ist der RDA-Anwenderleitfaden. Dieser gibt Hinweise zu den einzelnen Lebenszyklusstufen einer Rauchschutz-Druck-Anlage und berücksichtigt die aktuelle Gesetzgebung. Er ist allerdings nicht verbindlich und gibt keine Garantie auf Vollständigkeit. Das Brandschutzkonzept (BSK) hingegen wird für jedes Gebäude von den zuständigen Bauherren, Fachplanern, Architekten und Sachverständigen entwickelt und besitzt schlussendlich Gültigkeit. Letztendlich besagt es, wie die Anlage gebaut werden muss.
Die Schlüsselrolle von RDA Anlagen in der Brandschutzstrategie
Zusammenfassend sind Rauchschutzdruckanlagen ein wichtiger Bestandteil des vorbeugenden Brandschutzes in Gebäuden, der dazu beiträgt, Flucht- und Rettungswege rauchfrei zu halten und so Menschenleben zu schützen. Der Einbau von RDA Anlagen ist für ein sicheres Brandkonzept mittlerweile nahezu unterlässlich geworden. Dabei sind die sorgfältige Planung, Installation und regelmäßige Wartung dieser Anlagen essenziell, um ihre Wirksamkeit langfristig gewährleisten zu können.
Das Unternehmen LAMILUX, welches sich unter anderem auf den Bereich Objektentrauchung spezialisiert hat, ist hierfür ein passender Partner. Bei einer Zusammenarbeit, wird das gesamte Projekt von der Planung bis hin zur sachverständigen Abnahme vom Unternehmen begleitet.
Alles rund um das Thema Brandschutzsicherheit in Gebäuden kann unserer Themenseite Brandschutz entnommen werden.