Was ist bei der Flachdachsanierung wichtig?
Dichtigkeit ist wohl eines der entscheidendsten Kriterien bei einem Flachdach. Da Wasser und Schnee nicht wie bei einem Steildach natürlich abfließen können, sondern zwangsweise auch länger auf der Dachfläche stehen, muss die Abdichtung kompromisslos intakt sein. Deswegen haben Flachdächer eine Dachabdichtung und keine Dachdeckung wie das Steildach. Bei in die Jahre gekommenen Flachdächern oder bei schlechter Verarbeitung der Materialien entstehen Undichtigkeiten, die bis tief ins Gebäude hinein Schäden verursachen können. Eine Sanierung des Flachdachs ist dann dringend notwendig – wobei beispielsweise die Wahl der Abdichtungsbahnen zweitrangig ist. Denn sowohl Bitumen, PVC-Bahnen oder FPO leisten ihren Dienst, wenn sie fachgerecht verlegt sind. Entscheidend ist dabei eher der Preis. Eine mehrlagige Bitumenbahn kostet beispielsweise mehr als eine einlagige PVC-Bahn.
Auch die Dämmung des Flachdachs spielt eine große Rolle beim Sanieren. Die alten Dämmschichten sind oft durch eingedrungenes Wasser beschädigt oder entsprechen nicht mehr den aktuellen Standards der Energieeinsparverordnung (EnEV), welche jedoch ab 1. November 2020 von dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), das das Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die bisherige Energieeinsparverordnung (EnEV) und das bisherige Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) in einem modernen Gesetz zusammenführt, abgelöst wurde. Gemäß der EnEV müssen alle Gebäudeteile Richtwerte und Energieeffizienzkriterien einhalten beziehungsweise müssen die Komponenten nach vorgeschriebenen Zeiten erneuert und energetisch saniert werden. Daraus entstehen zwar viele Vorschriften, doch langfristig betrachtet werden unsere Gebäude so wesentlich effizienter, klimafreundlicher und nachhaltiger. Deswegen ist es auch bei der Sanierung eines Flachdachs wichtig gemäß der EnEV zu sanieren. Hierfür gibt es auch entsprechende KfW-Förderungen, die es zu nutzen lohnt.
Welche Arten und Nutzungen von Flachdächern gibt es?
Woher kommt das Flachdach eigentlich? Anders als in Europa gibt es etwa in Amerika oder Asien schon seit mehreren tausend Jahren Gebäude mit flachen Dächern. Um auch bei uns in Mitteleuropa erfolgreich zu sein, musste sich das Flachdach jedoch erst an Klima, Wetterereignisse, Jahreszeitenextreme, Baumaterialien und Baustile anpassen. Während der Renaissance im 14. und 15. Jahrhundert entstanden in Italien Schlösser mit Flachdächern, die als Gartenanlagen genutzt wurden – nach dem Vorbild der Antike. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts, zur Barockzeit, zog diese Idee der Gärten auf den flachen Dächern auch in anderen Teilen Mitteleuropas ein. Doch mit den neuen Gebäudeformen der Industrialisierung wurde dann das Flachdach aus Eisenbeton und mit viel Stahl auf großen Hallen gebaut. Auf Wohnhäusern das Flachdach als Dachterrasse zu nutzen brachte erst der avantgardistische Architekt Le Corbusier im 20. Jahrhundert wieder in Mode. Heute ist dies eine gängige Methode, um den Wohnraum von Dachgeschossen zu erweitern. Dafür werden mancherorts mittels vorgefertigter Module sogar Steildächer zu Flachdächern aufgestockt.
Heute haben alle Flachdacharten gemein, dass sie nur um weniger als 5° geneigt sein dürfen, um die Bezeichnung Flachdach zu verdienen.
Grundsätzlich werden Flachdächer in drei verschiedene Nutzungskategorien eingeteilt:
1. Nicht genutzte Flachdächer – beispielsweise auf Industriehallen oder manchen Hochhäusern
Personen halten sich auf diesen Dächern nur auf, wenn sie Wartungen, Instandhaltungen oder Reinigungsarbeiten durchführen. Denn meist sind auf nicht genutzten Dachflächen Klimageräte, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen oder Tageslichtsysteme wie Lichtbänder und Lichtkuppeln verbaut. Natürlich müssen hier entsprechende Sicherheitsstandards eingehalten werden, etwa die Durchsturzsicherheit bei Oberlichtern. Für die Dachabdichtung gibt es sogar eine spezielle Norm für nicht genutzte Dächer, die DIN 18531.
2. Genutzte Flachdächer – etwa durch Dachterrassen, Parkdecks oder Grünanlagen
Sobald Personen oder Fahrzeuge sich auf Flachdächern bewegen, sind nicht mehr nur die Dichtigkeit, die Entwässerung und Durchsturzsicherheit wichtig, sondern auch ein sicherer Bodenbelag, etwa aus Kies, Steinplatten oder Holzdielen. Das wirkt sich natürlich auch auf die darunterliegende Dämmung aus, die unter dem Gewicht der Bodenmaterialien und des Verkehrs nicht nachgeben darf. Zudem spielt es für den Dachaufbau bei genutzten Flachdächern – und dementsprechend auch für die Sanierung – auch noch eine Rolle, ob die darunterliegenden Räume beispielsweise als Wohnräume oder als offene Parkdecks genutzt werden.
3. Begrünte Flachdächer – beispielsweise Gärten
Je nach Intensität der Begrünung unterscheidet man hier nochmals zwischen Extensivbegrünung, einfache Intensivbegrünung und Intensivbegrünung, bei denen der Schichtaufbau jeweils ganz genau vorgeschrieben ist.
Gebäudearten, die besonders häufig mit Flachdächern ausgestattet sind, sind etwa Garagen, Parkhäuser, Industrie- und Produktionshallen, Hochhäuser oder öffentliche Bauten wie Konzerthäuser, Theater, Verwaltungsgebäude oder Museen. Auch im privaten Wohnungsbau führt ein Trend dank Niedrigenergiehäusern zum Flachdach.
Teilbereiche der Flachdachsanierung
Dämmung des Flachdachs
Mit einem Flachdach ist jede Dämmungsart, egal ob Hartschaum oder weiche Dämmung vereinbar. Je nach Nutzungsart des Flachdachs, persönlicher Einstellung zu Nachhaltigkeit, Präferenzen der ausführenden Firma und Kostenrahmen wird sich für die passende Materialkombination entschieden. Dabei müssen vor allem die Wärmedämmwerte und die isothermen Werte beachtet werden, um das Flachdach der Gebäudenutzung entsprechend auszustatten. Eine großflächige Sanierung ist daher oft sinnvoller als die Ausbesserung einzelner Leckagen oder mangelhafter Kleinstellen. Auf diese Weise wird das Dach kein Flickenteppich, bei dem die gleichen Probleme immer wieder auftreten. Zudem muss Wasser auch nicht immer genau dort austreten, wo es eintritt. Das bedeutet bei stückchenweiser Ausbesserung schadhafter Stellen bleiben Leckagen möglicherweise unentdeckt.
Abdichtung des Flachdachs
Über der Dämmung liegt die Abdichtung des Flachdachs. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob Bitumen oder Kunststoff die Abdichtung übernehmen soll. Das hängt natürlich wesentlich von der Nutzungsart der Dachfläche ab. Bitumen hat den Vorteil, lange beständig zu bleiben. Allerdings sind mehrere Lagen der Bitumenbahn nötig. Wirtschaftlicher hingegen ist das Abdichten mit PVC- also Kunststoffbahnen, die nur einlagig verlegt werden und so Material, Arbeitszeit und Gewicht einsparen. Auch hier gibt es eine Flüssigvariante.
Entwässerung des Flachdachs
Ferner muss die Entwässerung auf dem Flachdach immer intakt sein, da stehendes Wasser auch bei noch so guter Abdichtung irgendwann Schäden anrichtet. Die Dachneigung von weniger als 5° löst dieses Problem nicht von selbst. Sanieren Sie das Flachdach ohnehin, lohnt es sich, das Entwässerungssystem genau zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Doch wie optimiert man die Entwässerung des Flachdachs? Beispielsweise durch eine Freispiegelentwässerung oder eine Druckspiegelentwässerung. Diese Systeme leiten Wasser an mehreren Stellen effektiv durch Fallleitungen vom Dach, die entweder innenliegend und somit unsichtbar oder außenliegend etwa als Notentwässerung ausgeführt werden.
Photovoltaik und Solarenergie auf dem Flachdach
Eine Sanierung bietet eine hervorragende Gelegenheit, um auf dem Flachdach für Strom oder Wärmeenergie zu sorgen. Photovoltaik- sowie Solarthermieanlagen lassen sich für jede Gebäude- und Nutzungsart dimensionieren und einfach nachrüsten.
Tageslicht und Lüftung auf dem Flachdach
Flachdächer sind prädestiniert dazu, um Tageslicht und Frischluft in die darunterliegenden Räume zu bringen. Sind bereits Oberlichter wie Flachdach Fenster, Lichtkuppeln, Flachdach Ausstiege oder Lichtbänder vorhanden, sollten diese bei einer Flachdachsanierung unbedingt von einem Fachmann überprüft werden. Sind die Oberlichter noch dicht? Ist die Verglasung noch intakt oder vielleicht porös, vergilbt oder blind? Entsprechen die Tageslichtelemente den Energiestandards, die bei der Sanierung nun angesetzt werden? Ist dies nicht der Fall, können durch die Oberlichter Schwachstellen auf dem Dach entstehen, die alle positiven Ergebnisse der Flachdachsanierung wieder zunichtemachen. Doch in puncto Tageslichtsysteme: Was ist bei der Flachdachsanierung wichtig? Dieser Frage widmen wir einen eigenen Absatz.
Sanierung von Oberlichtern auf dem Flachdach
Bei der Sanierung von Oberlichtern auf dem Flachdach gibt es drei Ausgangssituationen:
- Es sind noch keine Oberlichter vorhanden, diese sollen aber bei der Sanierung nun nachgerüstet werden. Dieser Fall tritt zum Beispiel häufig ein, wenn ein ungenutztes Flachdach zu einer Dachterrasse umgebaut wird. Ein guter Weg, um auf die Dachterrasse hinaufzukommen, sind Flachdach Ausstiege. Diese bringen dann gleichzeitig Tageslicht und Frischluft in die Wohnung darunter.
- Es sind bereits Oberlichter vorhanden, deren Aufsatzkränze noch intakt sind und die auch nach der Sanierung noch den entsprechenden Anforderungen an Dämmung, Verhinderung der Brandweiterleitung und Abstand zur wasserführenden Ebene entsprechen. In diesem Fall werden mittels Sanierungsadaptern neue Oberteile auf die Oberlichter montiert, um etwa eine bessere Wärmedämmung, eine neue Verglasung oder insgesamt eine energetische Optimierung zu schaffen.
- Es sind bereits Oberlichter vorhanden, die allerdings komplett ausgetauscht werden müssen. Gründe dafür sind beispielsweise das Alter der Elemente, die vormals verwendeten Materialien oder eine nötige Höhenangleichung der Oberlichter aufgrund nun höherer Dämmung.
Wird ein Oberlicht wie bei der ersten oder dritten Ausgangssituation komplett neu verbaut, entscheidet der Dachdecker, welche Art von Aufsatzkranz er verwendet. Dies ist entscheidend für den kompletten Dachaufbau. Denn es muss die Industriebaurichtlinie DIN 18234 zum baulichen Brandschutz auf großflächigen Dächern eingehalten werden. In einem Beispiel zeigen wir Ihnen, welche Unterschiede sich durch die Wahl des Aufsatzkranzes ergeben.
Bohlenkranz
Ein Bohlenkranz dient beim Verbau eines Oberlichts zum Angleichen der Höhe an eine verbaute Dämmung. Meist muss dabei eine aufwändige Innenverkleidung erstellt werden, um alle nötigen Brandschutzbestimmungen einzuhalten. Naturgemäß entsteht zudem zwischen Bohlenkranz und Dämmung eine Wärmebrücke, die sich nicht entfernen lässt. Dies geschieht dadurch, dass dieser Bereich schlicht nicht gedämmt ist, was sich in beistehender Grafik erkennen lässt.
Die Arbeitsschritte zum Verbauen von Bohlenkränzen sind:
- Zusätzlicher Materialtransport
- Zuschnitt der Bohlen
- Aufdübeln der ersten Bohle auf die vorhandene Unterkonstruktion
- Verschrauben der weiteren Bohlen
- Einschweißen der Bohlen
- Durchführung weiterer brandhemmender Maßnahmen gemäß DIN 18234
Um einen Eindruck zu vermitteln, welche weiteren brandhemmenden Maßnahmen notwendig sind, um die Brandweiterleitung auf dem Flachdach nach DIN 18234 zu verhindern, dient folgendes Schaubild:
Die im Gebäude sichtbare Innenseite der Dachaussparung muss feuerfest verkleidet werden, da der Bohlenkranz selbst brennbar ist. Außen muss eine zusätzliche Kiesschicht um das Oberlicht gelegt werden. Darunter muss rund um das Oberlicht herum eine 50 Zentimeter breite feuerfeste Dämmung verlegt werden. Auf diese Weise entsteht jedoch zwischen Dämmung und Bohle eine Wärmebrücke, die zu Undichtigkeit und Energieverlust führen kann.
LAMILUX GFK-Aufsatzkranz mit oder ohne wärmegedämmten Fußflansch
Diese zusätzlichen Arbeitsschritte sowie weiteren baulichen Maßnahmen zur Erfüllung der DIN 18234 sind nicht erforderlich, wenn ein GFK-Aufsatzkranz von LAMILUX verbaut wird. Es gibt ihn mit oder ohne wärmegedämmten Fußflansch, er erreicht problemlos die nötigen 25 Zentimeter über der wasserführenden Ebene bei Rauch- und Wärmeabzugsgeräten (RWA) sowie 15 Zentimeter bei Lichtkuppeln und Flachdach Fenstern. Weder Kies noch eine separate Dämmschicht sind dann noch nötig, um die DIN 18234 zu erfüllen.
Warum sind bei GFK-Aufsatzkränzen von LAMILUX keine weiteren Zusatzmaßnahmen zur Erfüllung der DIN 18234 nötig? Dazu haben wir einen separaten insights Beitrag verfasst: Brandschutz nach DIN 18234. Hier eine kurze Erklärung: GFK, also glasfaserverstärkter Kunststoff, ist ein sogenanntes warmes Material und bei den LAMILUX-Kränzen bereits unterhalb der Dämmebene verbaut. Das bedeutet, dass hierbei die oben beschriebene Wärmebrücke wegfällt. Zudem hat GFK ein anderes Brandverhalten als PVC. Dadurch können die Zusatzmaßnahmen entfallen.
Fazit: Flachdachsanierung als Möglichkeit zu Reparatur und Optimierung
Ihr Flachdach zu sanieren ist also nicht nur ein notwendiges Übel, sondern bietet gleichermaßen viele Möglichkeiten, die Gebäudeperformance, das Energiemanagement und die Tageslichtausbeute zu optimieren. Wichtig dabei ist es, auf Normen wie die DIN18234 zu achten und großflächig zu denken. Damit ersparen Sie es sich, nach der Sanierung mehr Ärger zu haben als zuvor, etwa durch weiterhin unentdeckte Leckagen oder durch Probleme mit Brandschutzvorschriften. Es lohnt sich deshalb auch immer, mit Fachfirmen und Sanierungsspezialisten zusammenzuarbeiten, die sowohl in der Verarbeitung als auch im Produktportfolio ideal auf Sanierungsfälle ausgelegt sind.